Was war das doch für ein komisches Jahr. Silvester noch voller Erwartungen und Vorfreude auf alles Kommende, war einige Wochen später schon alles zum Stillstand gebracht. Statt die ersten Hochzeiten im Frühling zu begleiten verbrachte ich nun viel Zeit mit meinen Kindern und damit, den Laden irgendwie am Laufen zu halten. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel Zeit mit kochen, einkaufen, trösten, wickeln, zur Toilette begleiten, Socken der gleichen Größe suchen (gleiche Farben habe ich schnell aufgegeben), spazieren gehen, wieder nach Hause gehen, und noch vielem mehr verbracht. Nicht dagegen mit vorlesen oder basteln, das ist eine romantisierte Vorstellung davon, wie es mit vier Kindern unter 7 Jahren nonstop zu Hause läuft. Wirklich, dafür hatte ich einfach keine Zeit.
Trotzdem, so anstrengend der erste Lockdown auch war, wir haben viel gelernt. Grenzen anzunehmen zum Beispiel. Ich habe nicht endlos Kraft für Haushalt und Kinder und Arbeit. Vieles musste einfach liegen bleiben. Schnell verabschiedeten wir uns von dem Gedanken an eine dauerhaft saubere und ordentliche Wohnung. Und auch von einer vollständig aufgeräumten oder geputzten Wohnung. Wenn sich 6 Menschen die ganze Zeit über 130qm teilen, bleibt nichts lange dort, wo es hingehört, und spätestens nach dem nächsten Mittagessen sieht die Küche wieder aus wie vorher. Wir beschränkten uns auf das Wesentliche und ich lernte, auch dann Pause zu machen und mich auszuruhen, wenn die To-Do-Liste noch endlos lang war.
Auch wenn ich lange Zeit kaum noch Kraft hatte und kein Ende in Sicht war, über das ganze Jahr hat unser Umdenken uns viel gebracht. Mittlerweile ist der Jüngste deutlich selbstständiger, Kitas und Schulen und Tagesmütter arbeiten zumindest die meiste Zeit, und so ergeben sich weniger Aufgaben unmittelbar für uns als Eltern. Wir haben auch gelernt, um Hilfe zu fragen. Unsere Ansprüche an uns selbst auf ein gesundes Maß heruntergeschraubt. Jetzt, am Ende des Jahres, geht es mir viel besser als am Anfang des Jahres. Es ist Ruhe eingezogen, wir machen das, was uns wirklich wichtig ist, und sind auch mal mit halben Lösungen zufrieden. Wir sind ausgeglichener, emotional stabiler, und haben dadurch auch mehr Kraft und Nerven für die Kinder. Meine Arbeit macht wieder vor allem Freude und ich habe den Mut, an mir und meinem Unternehmen zu arbeiten. Zu überlegen, wo es in den nächsten Jahren hingehen soll, und mit wem ich gerne arbeiten möchte. 2021 bringt viele tolle Erfahrungen - falls denn alles so stattfinden darf. Und selbst wenn nicht, freue ich mich auf die Zeit und habe den Mut, mich seinen Herausforderungen zu stellen.
Bevor ich nun in die Weihnachtsfeiertage starte, möchte ich euch noch die Bilder einer kleinen Hochzeit zeigen, die ich Anfang Dezember begleiten durfte. Sie zeigt so schön die Besonderheit dieses Jahres. Dass sich so viele Brautpaare wieder auf sich besinnt haben. Dass bei der kleinen Feier Platz war für die liebsten Menschen um sich herum. Und dass Liebe ein Grund zu feiern ist, egal welche Stürme um uns herum toben. Egal ob nun 30, 10 oder sogar nur zwei Menschen, nämlich das Brautpaar selbst, anwesend waren, es waren so besondere Momente. Und ich war so dankbar, als Fotografin dabei zu sein.
Habt einen guten Start ins Jahr 2021. Ich hoffe, es bringt uns allen Gutes.
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